…ein einziges Molekül tut’s doch auch! 🙂
Ein Kristallograf ist in Rente gegangen.
Seine Arbeitskollegen haben zusammengelegt und mich gefragt, ob ich schnell was für ihn bauen könnte, und schwups! siehe da, es hängt nun dieses lustige Gebilde über seinem Schreibtisch 🙂
So einfach geht das.
Und für alle, die diese Version der Wahrheit nicht ganz glauben, hier ist eine andere Version,
denn die Entstehung dieses Moleküls war tatsächlich alles andere als einfach.
Ich bin ganz lieb gefragt worden, ob ich ein Molekül bauen könnte, denn ein Kollege (vom Fragenden) würde demnächst in Rente gehen und die brauchten ein Geschenk.
Na klar! Immer gerne! Her damit! Bis wann denn?
Nächste Woche Freitag.
Also, innerhalb von 10 Tagen, planen, bauen und liefern??
Ja.
Oh.
*Kurz darüber nachgedacht: Die Zeit die ich mit Arbeiten und Schule und Schlaf verbringe lässt ja noch etwas Zeit zum ‘spielen’ übrig, und da ist ja ein Wochenende dazwischen. Passt schon.*
Na klar! Kein Problem!
(Positiv denken sollte ja Berge bewegen (oder so ähnlich)).
Ach? Einladung zum langes Wochenende in München? Klar! Bin dabei! Das wird schon irgendwie klappen mit dem Auftrag. Vor dem Wochenende Farben mischen, nach dem Wochenende zusammen bauen. Kein Ding!
Ich bin ja ein positiv-denkende Mensch.. 😉
Allerdings ist es eine Weile seit dem ich ein größeres Molekül gebaut habe, und das merkt man, leider. Es ist erstaunlich, was Übung ausmacht.
Außerdem ziehe ich gerade um, und bin mittendrin, mein gesamten Besitz von A nach B zu transportieren. Es scheint mein Kopf ist noch nicht angekommen, denn ich habe so gut wie alle Fehler gemacht die es zu machen gibt: vom unterschiedliche Glassorten aus Versehen zusammen setzen (was nicht hält, sondern abbröckelt und sehr ärgerlich ist), über die Bindungen zu kurz abziehen (und deshalb nochmals ansetzen mussen), bishin zur Nichtbeachtung der Winkeln (blöderweise sind Atome nicht nur 2D aneinander gesetzt, sondern können auch nach vorne oder nach hinten zeigen. In alle Richtungen gleichzeitig gucken geht vielleicht für Chamäleon, aber ich find es noch schwierig! ;)).
Blödheit wird beim Glas bearbeiten oft gleich bestraft und auch hier blieb ich nicht verschont – ich habe einiges doppelt bauen dürfen, bzw müsste vieles hinterher ausbessern.
Am Ende hatte ich dann zu wenig Sauerstoff, zu wenig Zeit und vor allem zu wenig Schlaf, um das Molekül die endgültige Feinschliff zu verpassen, die ich für meinem Wohlbefinden beanspruche.
Es ist gut geworden, aber nicht so gut wie ich gewollt habe. Ein paar Stunden, ein bisschen mehr Sauerstoff und etwas mehr Wachsamkeit hätten Wunder gewirkt.
Aber das dürfte nicht sein. Termin ist Termin.
Wenn man schon so lange irgendwo arbeitet, könnte man behaupten, dass es nicht auf einem Tag ankommt – aber wer will schon auf einem Wochenende extra zur Arbeit gehen, um verabschiedet zu werden?! Vermutlich kein einziger. Der Termin stand jedenfalls felsenfest: Freitag um 12 musste das Paket da sein.
Um das zu schaffen, müsste es schon am Donnerstag Vormittag fertig verpackt am Schalter stehen, denn die Post hat zwar ein Express-Lieferungs-Dienst aber noch keine Instant-Lieferungs-Dienst. Zudem muss Glas getempert werden bevor es in der große weite Welt hinaus gehen darf, damit es völlig entspannt vor sich hin existieren kann, ohne plötzlich zu platzen. Ein Tempervorgang dauert ungefähr 6 Stunden. Das Glas muss dann noch abkühlen und begutachtet werden bevor man es einpacken und losschicken kann. Also am Mittwoch Abend ab in den Ofen mit dem Glas (und endlich ab ins Bett mit mir).
So müssten die “Beine” leicht schief bleiben. Hauptsächlich fertig und dort vor Ort.
Ich hebe viele Kartons auf, mit der Absicht sie zukünftig wieder verwenden zu können. Naiiverweise habe ich mich darauf verlassen, dass ich bestimmt alle erdenklichen Größen ‘auf Lager’ hatte und mich beim Bauen überhaupt nicht darum gekümmert, dass das Teil in einer vorhandenen Kiste passt, sondern habe einfach wild losgebaut.
Natürlich passte es nirgendswo rein.
Ich kenne aber, zum Glück aller Beteiligten, Jemanden, der extrem gut Pakete packen kann, mit der geringsten Vorwarnung. Da bin ich morgens früh hin. Zusammen haben wir dann dafür gesorgt, dass das speriges Ding heil durch Deutschland transportiert werden könnte.
Die Post hat das Paket in rekordverdächtige Geschwindigkeit geliefert…
… und alle waren erleichtert und froh und lebten glücklich und zufrieden, bzw schliefen tief und fest.
Fazit? Manchmal muss man sich wohl entscheiden wo die Prioritäten gesetzt werden sollen: schnell oder perfekt. Beides geht nicht.
Zumindest noch nicht.
Ich hoffe, dass mit ein bisschen mehr Übung, ich bald sehr viel schneller werde, und weniger dumme Fehler mache und dadurch näher an beiden Zielen herankomme 🙂
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